Shein muss künftig auf manipulatives Design der Benutzeroberfläche verzichten.
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Nach der Abmahnung durch deutsche Verbraucherschützer hat die Shoppingplattform Shein eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Das sagte ein Sprecher von Shein am Freitag. "Wir arbeiten mit dem Verbraucherzentrale-Bundesverband (vzbv) zusammen, um auf seine Bedenken einzugehen." Der vzbv bestätigte den Vorgang. Shein wolle künftig "auf irreführende Praktiken in Deutschland verzichten", sagte vzbv-Vorständin Ramona Pop.

Der Anbieter müsse seine Website bis 1. Juni nachbessern. Das Verfahren wurde damit außergerichtlich abgeschlossen. Falls sich ein Verstoß wiederholt, kann der Verband eine Strafe fordern.

Manipulatives Design auf der Website

Shein war Ende April wegen mehrerer Verstöße abgemahnt worden. Der Anbieter führe Verbraucher "aufs Glatteis" und missachte "Regeln des Verbraucherschutzes", hieß es. Der vzbv monierte unter anderem manipulative Designs, komplizierte Beschwerdewege, versteckte Kontaktmöglichkeiten, willkürlich erscheinende Rabatthöhen und fehlende Informationen bei Sternchenbewertungen. In der Kritik standen auch Pop-up-Fenster mit dem Hinweis "Du könntest jetzt Gutscheine erhalten! Bist du sicher, dass du gehen willst?", die Käufern angezeigt werden.

In Österreich fordert der Handelsverband "mehr Fair Play" im Onlinehandel und kritisiert "die dubiosen Geschäftspraktiken" von "QuickCommerce"-Plattformen aus Fernost wie Shein und Temu. Die heimischen Branchenvertreter haben kürzlich einen "Acht-Punkte-Aktionsplan für Fairness im digitalen Handel" vorgelegt. Unter anderem fordert der Handelsverband die verpflichtende Einführung der Einhebung der Einfuhrumsatzsteuer für grenzüberschreitende B2C-Warensendungen unter einem Warenwert von 150 Euro bei Kauf über Plattformen.

Der deutsche Verbraucherzentrale-Bundesverband warf Shein auch vor, gegen das Gesetz für digitale Dienste (DSA) zu verstoßen. Die neue EU-Richtlinie sieht eine strenge Regulierung von Inhalten im Netz vor und legt Vorschriften fest, an die sich alle Anbieter halten müssen. So sind diese unter anderem verpflichtet, strikt gegen illegale Inhalte wie Hassrede und Hetze vorzugehen. Für sehr große Online-Plattformen gelten strengere Anforderungen. Plattformbetreiber, die dagegen verstoßen, können mit einer Strafe belangt werden. Die EU ermittelt wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das DSA unter anderem gegen Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter).

Für Shein gelten bald strengere Regeln

Shein, das als eines der größten Modeunternehmen der Welt gilt, war Ende April von der EU offiziell als sehr große Plattform eingestuft worden. Nach der Benennung muss der Händler innerhalb von vier Monaten die strengsten Vorschriften des Gesetzes einhalten. Bis dahin gelten weiterhin die Regeln für alle mittelgroßen oder kleineren Anbieter. Shein wurde in China gegründet, hat seinen Sitz inzwischen aber nach Singapur verlegt.

Das chinesische Shopping-Portal Temu war zuletzt ebenfalls abgemahnt worden und hatte daraufhin eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Handelsexperten und Verbände forderten in den vergangenen Monaten wiederholt ein strikteres Vorgehen gegen die Onlinehändler. "Unternehmen wie Shein machen Shopping zum Spiel, das süchtig machen kann. Auf solche Geschäftsmodelle ist das Verbraucherrecht nicht vorbereitet, und es braucht dringend ein Update", sagte vzbv-Chefin Pop.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stephan Tromp, sagte in der vergangenen Woche: "Testkäufe durch eigene Mitgliedsunternehmen sowie Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, dass ein großer Teil der Produkte, die auf diesen Plattformen gekauft werden, oft nicht der Produktsicherheit und den hiesigen Vorschriften entsprechen." (APA, 17.5.2024)